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Menschen in der Corona-Krise – Leben und Arbeiten im Ausnahmezustand

Syna ist auch jetzt nah bei ihren Mitgliedern! - Ramona Riedener, Medienbeauftragte der Syna Ostschweiz im Gespräch mit Danijel Jenic aus Steinach SG:

Danijel Jenic ist 42 Jahre alt und Vater von zwei Mädchen. Die Familie lebt in Steinach und erwartet im September das dritte Kind. Der gelernte Autolackierer arbeitet seit eineinhalb Jahren als Temporärangestellter bei der Firma Mowag in Tägerwilen.

Wie geht es dir heute am Arbeitsplatz?

Danijel Jenic: „Ich bin zufrieden am meinen Arbeitsplatz. Die Sicherheitsvorschriften wegen Infektionsgefahr werden bei uns eingehalten. In der Lackiererei, wo ich arbeite, ist es immer Pflicht, eine spezielle Maske zu tragen. So hat sich diesbezüglich nichts geändert. Den Abstand müssen wir selbstverständlich einhalten. Das geht nicht bei so vielen Leuten. Deshalb arbeiten wir seit der Corona-Krise in Schichtbetrieb. Das ist auf der einen Seite gar nicht so schlecht, weil ich dadurch mehr Zeit für die Familie habe."

Wie erlebst du aktuell deinen Arbeitsalltag? Was hat sich verändert seit der Corona-Regelungen?

Danijel: „Die Stimmung unter den Arbeitskollegen ist nicht ganz so entspannt wie früher. Viele haben Angst, sich anzustecken mit dem Virus. Wir sind weniger Leute gleichzeitig am Arbeiten. Der Druck bei der Arbeit ist durch den Schichtbetrieb etwas höher geworden. Wir müssen jetzt genaue Arbeitszeiten einhalten. Ich arbeite im Stundenlohn. Früher habe ich oft die angefangene Arbeit noch fertig gemacht und dadurch auch oft zehn Stunden am Tag gearbeitet. Jetzt sind es genau acht Stunden."

Wie wurden in deinem Betrieb die Massnahmen des Bundesrats umgesetzt?

Danijel: „Überall stehen Desinfektionsmittel. Neu sind die Mitarbeitenden in Schichten gesplittet. Die Kantine ist geschlossen. Wir dürfen dort nicht mehr absitzen, nur noch einkaufen. Zuerst mit Abstand halten Schlange stehen, und dann das Essen irgendwo stehend unter Einhaltung des Sicherheitsabstands einnehmen."

Was waren oder sind deine ganz persönlichen Herausforderungen/Ängste am Arbeitsplatz im Zusammenhang mit dem Corona-Virus?

Danijel: „Ich habe Angst, unter den gegebenen Umständen meinen Arbeitsplatz zu verlieren. Man weiss ja nicht, wie sich die Situation entwickelt und ob noch genug Arbeit vorhanden ist. Auch habe ich Angst vor der Infektionsgefahr, dass ich mich anstecke und dann das Virus mit nachhause nehme und auf meine Familie übertrage. Ich bin selber im Februar an einer schweren Lungenentzündung erkrankt. Es war aber nicht Corona. Anfangs März habe ich zwei Wochen gearbeitet. Dann musste ich auf Weisung meiner Vorgesetzten aus Risikogründen nochmals zum Arzt. Auf ärztliche Anordnung musste ich leider wieder zuhause bleiben. Erst seit Mitte April arbeite ich wieder normal."

Hat dein Arbeitgeber Rücksicht genommen auf deine speziellen Bedürfnisse?

Danijel: „Mein Vorgesetzter hat sehr verständnisvoll reagiert. Als ich zuhause war, hat er nachgefragt, wie es mir geht. Er hat mich beruhigt und gesagt, ich müsse mir keine Sorgen machen um meinen Arbeitsplatz. Doch die Temporärfirma, die für die Lohnzahlung zuständig ist, hat mir bis heute kein Krankentaggelder bezahlt."

Seit 27. April haben verschiedene Branchen ihre Arbeit wieder aufgenommen. Am 11. Mai haben viele Läden, Gastrobetriebe und Schulen ihren Betrieb wieder aufgenommen. Wie hat sich diese Lockerung auf deinen Arbeitsplatz ausgewirkt?

Danijel: „Von den Lockerungen ist meine Abteilung nicht betroffen."

Wenn allmählich wieder die Normalität in den Alltag zurückkehrt, wird es deiner Meinung nach auch an deinem Arbeitsplatz wieder sein wie früher?

Danijel: „Vorgesehen ist, dass Ende Mai bei uns wieder normale Arbeitszeiten eingeführt werden. Ich denke, dann wird es an meinem Arbeitsplatz auch wie so sein wie früher."

Das Gute der Krise: Was ist das Positive, was du daraus für deine Arbeit mit in die Zukunft nimmst?

Danijel: „Durch die Corona-Krise haben die Leute gelernt, mehr aufeinander Rücksicht zu nehmen. Viele haben einander geholfen. Es war eine grössere Solidarität zu spüren. Ich denke, das wird auch in Zukunft so sein."
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