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Corona fordert auch die Gewerkschaft Syna

Ein denkwürdiges Jahr liegt hinter uns. Kaum jemand hätte sich je vorstellen können, dass ein Virus die ganze Welt in einen Ausnahmezustand versetzt. Nachdem das öffentliche Leben im Frühling grösstenteils stillstand, kehrte im Sommer wieder etwas Normalität zurück. Doch bevor die Wissenschaftler Medikamente und Impfstoffe entwickeln konnten, kehrte Covid 19 zurück. Näher als zuvor begleitet uns das Virus und beherrscht unser Leben in der Weihnachtszeit. Danilo Ronzani, Regionalverantwortlicher der Syna Ostschweiz und sein Team war auch während der Corona-Krise nah bei den Mitgliedern. Im Interview berichtet er, wie es ihm in der aussergewöhnlichen Situation ergangen ist.  

Das 2020 war zweifelsfrei ein besonderes Jahr. Wie geht es dir nach diesen schwierigen Monaten?

Danilo Ronzani: Es waren für mich privat sowie geschäftlich sehr herausfordernde Monate, die an meiner gesundheitlichen und ideellen Substanz zehrten. Dennoch sehe ich ein Licht am Ende des Tunnels, welches mich hoffnungsvoll stimmt.

Was war die grösste Herausforderung für dich als Regionalverantwortlicher in diesem Jahr?

Danilo: Die täglich ändernden Coronamassnahmen brachten Unruhe ins Team. Durch viele Gespräche mit meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konnte ich die Situation weitgehend wieder entschärfen. Dadurch haben wir auch in dieser schwierigen Zeit die gewerkschaftlichen Ziele nicht aus den Augen verloren.

Was war anders als sonst?

Danilo: Die persönlichen Kontakte zu unseren Mitgliedern, die für ein Netzwerk in der Gewerkschaftsarbeit so wichtig sind, brachen fast komplett ab. Wir nutzten die sozialen Medien und führten viele Gespräche via Telefonkonferenz. Diese Kommunikationsform hat sich als positiv und praktikabel erwiesen. In einem vernünftigen Mass werden wir sie auch nach Corona nutzen.

Wie hat Corona die Arbeitswelt beeinflusst oder verändert?

Danilo: Diese Pandemie zeigt einmal mehr auf, dass ein gut funktionierendes Gesundheitswesen mit sehr guten Arbeitsbedingungen sehr wichtig ist. Um dies zu verbessern, brauchte es zwingend einen nationalen Gesamtarbeitsvertrag. Ausserdem waren die Angestellten in den Niedriglohnbranchen wie Verkauf, Gastro- oder Coiffeuregewerbe sowie die Kulturschaffenden und die Freizeitbranchen diejenigen, die finanziell am meisten unter den Auswirkungen der Krise gelitten haben. Die Arbeitnehmenden im Bauhaupt- und Baunebengewerbe und im Detailhandel mussten unter prekären Bedingungen arbeiten.

Was waren die häufigsten Probleme der Mitglieder?

Danilo: Die ständige Unsicherheit am Arbeitsplatz und im privaten Umfeld machte unseren Mitgliedern sehr zu schaffen. Die Einhaltung der Corona Schutzmassnahmen vor allem im Gewerbe, Industrie und im Dienstleistungssektor waren nicht einfach. Für viele war auch die Kurzarbeit ein Problem, weil sie dadurch eine Lohneinbusse von 20 Prozent in Kauf nehmen mussten. Nicht wenige unserer Mitglieder haben gar ihre Arbeitsstelle verloren. Diese haben wir durch professionelle Beratung in der schwierigen Situation unterstützt.

Wie liefen die Vertragsverhandlungen?

Danilo: Mehr schlecht als recht! Sicher gibt es Branchen, die unter der Krise zu leiden hatten und dies immer noch tun. Es gab aber auch solche, die immer arbeitet konnten. Wie das Bauhauptgewerbe. Doch der Baumeisterverband ist nicht einmal bereit, eine einmalige Corona Prämie zu bezahlten. Auch die Schreinermeister stellen sich stur und riskieren damit einen vertragslosen Zustand im Januar. Ich sehe jetzt schon die vielen ausländischen Anbieter, die über die Grenzen kommen und in der Schweiz mit ihren Preisen Lohndumping betreiben. Besser ging es mit den Verhandlungen im Baunebengewerbe und im Detailhandel. Dort konnten wir für unsere Mitglieder Verbesserungen bei den Löhnen erzielen.

Wie geht es deiner Meinung nach weiter im Arbeitsmarkt?

Danilo: Sorgen bereitet mir die Krise nach der Krise. Im Kanton St. Gallen waren anfangs Jahr einige Betriebe, meist saisonal, in Kurzarbeit. Mit 9400 Kurzarbeitsbewilligungen erreichte der Arbeitsmarkt im März/April 2020 coronabedingt einen Spitzenrekord. In den Sommermonaten schwächte dieser etwas ab, um im Herbst wieder in die Höhe zu schellen. Die Arbeitslosigkeit stieg dabei im Jahresvergleich um ein Prozent auf 2,7 Prozent. Die Kantone und der Bund müssen die Betriebe weiterhin finanziell unterstützen. Andernfalls wird es zwangsläufig zu Betriebsschliessungen und damit zu noch mehr Arbeitslosen kommen.

Das Gute der Krise: Was ist das Positive, was du daraus für deine Arbeit mit in die Zukunft nimmst?

Danilo: Es ist für mich sehr schwierig, bei so viel Leid etwas Positives herauszunehmen. Corona wird uns noch lange Zeit begleiten. Ich sehe es als wichtigste Aufgabe der Gewerkschaft, gerade in dieser Krise für unsere Mitglieder da zu sein. Auch bin ich überzeugt, dass wir in einem fairen Austausch mit den Sozialpartnern die Arbeitsbedingungen weiterentwickeln können.

Ramona Riedener

atelier@ramona-riedener.ch

Medienbeauftragte der Syna Ostschweiz

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